Hintertüren

Als ich im Jahr 2013 vom Abhören der Internetkommunikation schrieb, war ich ernsthaft im Glauben, das Innenministerium sei nicht involviert und der Inlandsgeheimdienst würde statt einen Richter zum Abhören zu befragen eben die Kollegen der NSA fragen und dann von dort die Daten deutscher Bürger aus Deutschland erhalten.
Heute weiß ich, es ist viel schlimmer.

Der Innenminister legt in den letzten Tagen der alten Regierung noch schnell ein Gesetz vor, mit dem das Abhören technisch gegen jedermann erzwungen wird.

Wie geht das denn, fragen Sie und ich will es Ihnen in einfacher Form erläutern.

Stellen Sie Sich vor, Sie haben ein Haus mit vielen Fenstern und Türen. Sie möchten ein Schließsystem und eine Alarmanlage für Ihr Haus erwerben. Und dann ist alles fertig und Sie fühlen Sich sicher. Pustekuchen. Der zertifizierte Alarmanlagenbauer hat Ihnen zwar für viel Geld eine teure Alarmanlage eingebaut. An den Fenstern und Türen sind Sicherheitsschalter und und und.
Aber Ihnen wird verschwiegen, daß der Alarmanlagenbauer auf Befehl des Gesetzgebers Lücken verbaut hat. Das Fenster links von Eingang hat ein besonderes Schloß, wofür der Anlagenbauer extra dem Staat einen Schlüssel fertigt. Und die Alarmanlage geht nicht los, wenn durch dieses Fenster links von Eingang jemand ins Haus hineingeht.
Als Ihnen das der CCC erklärt schreien Sie vor Wut. Gemeinsam stellen Sie fest, wenn der Staat für jedes Fenster links vom Eingang einen Schlüssel hat, wie realistisch ist es, daß auch jeder bessere Kriminelle für dieses Fenster eine Kopie davon hat???

Nun gibt es eine gute Nachricht und eine schlechte.
Die gute Nachricht ist, wahrscheinlich hat der Schlüsseldienst kein Spezialschloss am Fenster links vom Eingang verbaut.
Die schlechte Nachricht ist, daß jedes mit dem Internet verbundene Gerät genau dieses offene Fenster (Port) hat.

Und die Unternehmen, die die Geräte herstellen, die das ermöglichen, schweigen.
Es mag nach dem Recht Amerikas, Russlands, Chinas oder Koreas zwingend diese Hintertür geben. Das ist deren „freies“ Recht.
Dann müßte es für deutsche Unternehmen eine Ehre sein, Geräte herzustellen, die NUR für den deutschen Markt bestimmt sind und eben diese Hintertüren nicht haben.
Und wenn der Innenminister nicht wünscht, daß deutsche Geräte sicher sind, dann mag dies ein Geschäftsmodell für anderes europäisches Unternehmen sein, daß eben in der Darstellung und Werbung den Beweis antritt, seine Geräte seien wirklich sicher und hätten keine, und wirklich gar keine Hintertüren.

Bislang lese ich in den Computerzeitungen dazu nichts. Sind deren Redakteure so dumm und blind oder sind sie nicht Integer genug, daß sie ehrlich die Wahrheit schreiben?

Zusammenfaßend läßt sich sagen: (Auch) Deutschland zwingt seine Bürger, ausschließlich Geräte und Software zu nutzen, die garantiert UNSICHER sind!